Rotkreuzeinsatz im Überschwemmungsgebiet
Zerstörte, nicht befahrbare oder gesperrte Straßen und Brücken machten das Durchkommen schwer für die Einsatzkräfte vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), die nach dem verheerenden, für viele Menschen tödlichen Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Hilfe leisteten. Vom DRK-Kreisverband Waldshut und vom DRK-Kreisverband Säckingen waren zunächst zwei Notfallkrankenwagen im Kreis Ahrweiler Einsatz, wo mehr als 140 Menschen von den Fluten in den Tod gerissen und mehr als 700 verletzt worden waren. Unabhängig vom Einsatz der Sanitätskräfte waren vom DRK-Kreisverband Waldshut Mitglieder des Kriseninterventionsteams (KIT) bei einer Mission des Landesverbandes Badisches Rotes Kreuz im Hochwasserkatastrophengebiet im Einsatz zur psychosozialen Notfallversorgung. Schließlich folgte ein auf Selbstversorgung ausgelegter Hochwasserzug der Feuerwehren, für den der DRK-Kreisverband Waldshut mit einem Gerätewagen und Kühlanhänger die Logistik bereitstellte. Dazu gehörte auch die Verpflegung des Zuges. DRK-Kreisbereitschaftsleiter Hans-Werner Schlett zog nun Bilanz der Einsätze:
„Den Einsatzkräften bot sich ein Bild der Zerstörung, das mit Worten oder Fotos kaum wiederzugeben ist. Wo aktuell ein kleines Bächlein fließt, stand in der Schadensnacht das Wasser im ersten Obergeschoss etwa eineinhalb Meter hoch. Straßen, Brücken, Häuser und Fahrzeuge sind wie Spielzeuge zerstört oder gar komplett weggerissen worden.“ Auf Navis konnte man sich in diesem Chaos nicht mehr verlassen, und die Orientierung mit Landkarten war unverzichtbar.
Das Zusammenwirken mit den Menschen, denen man zu Hilfe kommen wollte, erwies sich als nicht immer einfach – für die Einsatzkräfte aus dem Kreis Waldshut eine völlig neue Erfahrung: „Wenn eingeschlossene Betroffene nach Tagen erst mit Einsatzfahrzeugen und eingeschaltetem Blaulicht erreicht werden, dann kann dies bei den Betroffenen als Provokation verstanden werden“, so berichtet DRK-Kreisbereitschaftsleiter Hans-Werner Schlett. „Bei der Hochwasserkatastrophe waren Landwirte und Bauunternehmer flexibel und schnell im Einsatz. Es scheint, dass sie keinen Ersatz ihrer Kosten für Arbeitszeit, Betriebsstoffe und Gerät erwartet haben.“ Unter diesen Umständen sei der Eindruck entstanden, dass Anforderung, Auftragsvergabe und Klärung der Kostenübernahmen den Einsatz von taktischen Einheiten verzögern und unflexibel machen. Verbesserungen für künftige Hilfeleistungen seien in dieser Hinsicht unerlässlich.
Da Hans-Werner Schlett schon seit sehr vielen Jahren an der Optimierung der Einsatzbereitschaft im Katastrophenschutz arbeitet, waren Einsatzkräfte, Fahrzeuge und Material aus dem DRK-Kreisverband Waldshut sofort bereit. Dennoch hat dieser außergewöhnlich komplexe und ernste Einsatz dem Kreisbereitschaftsleiter und Ingenieur noch weitere Verbesserungsmöglichkeiten eröffnet, vor allem was die notwendige Leistungsfähigkeit von Fahrzeugen und die genormten Maße von Staumaterial angeht, aber auch die Bevorratung von Lebensmitteln und Hygieneausrüstung, damit schlagkräftige taktische Einheiten unverzüglich in Marsch gesetzt werden können, die im Krisengebiet weitestgehend mit eigenen Mitteln operieren.